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Dem Mormonentum werden alle christlichen Glaubensgemeinschaften zugerechnet, die sich neben der Bibel auf das Buch Mormon berufen. Nach mormonischer Überlieferung hat der Prophet Joseph Smith, jr. das Buch Mormon 1827 von goldenen Platten, die er in den Hügeln Cumorah fand, übersetzt. Die große Mehrheit der mormonischen Konfessionen kennt noch weitere Offenbarungen, die in der Schrift „Lehre und Bündnisse“ zusammengefasst wurden.

1830 gründete Smith die erste mormonische Religionsgemeinschaft Church of Christ. Aus ihr ging die Gemeinschaft Christi hervor, die heute mit rund 250.000 Mitgliedern die zweitgrößte mormonische Kirche stellt. Sie wurde 1880 als Rechtsnachfolgerin der ursprünglichen Church of Christ anerkannt und ist daher im Besitz des ältesten Tempels – die Mormonen nennen ihre zentralen Niederlassungen „Tempel“ – und der meisten Dokumente aus dem Nachlass von Joseph Smith, jr.

Die größte mormonische Kirche mit 15 Millionen Mitgliedern ist die seit 1838 bestehende Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (englisch: The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints) und ist zumeist gemeint, wenn von Mormonen die Rede ist.

Mormonen leben überwiegend in den Vereinigten Staaten mit Schwerpunkten in Utah und den angrenzenden Gebieten in Arizona, Wyoming und Idaho sowie in Missouri und Kansas. Darüber hinaus betreibt insbesondere die Kirche Jesu Christi HLT seit 1974 internationale Mission und hat Angehörige in vielen Staaten der Erde.

Nach eigenen Angaben hat die Kirche Jesu Christi HLT weltweit etwa 14,8 Millionen getaufte Mitglieder, davon 6,2 Millionen in den Vereinigten Staaten. Etwa 60 % leben in Nordamerika, 25 % in Südamerika, 10 % in den angelsächsischen Staaten Großbritannien, Australien sowie den asiatischen Inselnationen, insbesondere den Philippinen und Japan, und nur 5 % in Kontinentaleuropa, Kontinentalasien und Afrika zusammen.

In Deutschland leben über 38.000 Angehörige der Kirche Jesu Christi HLT, 4300 in Österreich und über 8000 in der Schweiz.

Die offiziellen Zahlen erfassen jeweils alle durch die Kirche Bekehrtentaufen sowie neu eingetragene Kinder, die in einem Gottdienst gesegnet wurden. Wobei die Bindung an die Kirche außerhalb der Vereinigten Staaten als eher locker anzusehen ist. So hätten nur 1,8 % der rund 2,25 Millionen Getauften in Südamerika auch eine für Mitglieder der Kirche so wichtige Ehe im Tempel geschlossen.

Das Buch Mormon

Das Buch Mormon beschreibt im Rahmen einer Ergänzung und Fortsetzung der Bibel die Besiedlung Amerikas und die Geschichte vergangener amerikanischer Kulturen: Eine erste Besiedlungswelle habe bereits unmittelbar nach dem Turmbau zu Babel stattgefunden; die damals nach Amerika ausgewanderten Jarediten seien jedoch ausgestorben, bevor eine zweite Einwanderungswelle kam. Diese zweite Welle sei nach der Zerstörung Jerusalems durch den babylonischen König Nebukadnezar II. und dem Beginn des Babylonischen Exils im Jahr 598 v. Chr geschehen.

Die Auswanderer hätten zu den Verlorenen Stämmen Israels gehört und hätten sich laut dem Buch Mormon in die Nephiten, die die Gebote Gottes hielten, und die vom Glauben abgefallenen Lamaniten aufgeteilt.

Die gottesfürchtigen Nephiten seien von Jesus Christus unmittelbar nach seiner Auferstehung besucht worden, wobei er ihnen einen Kern des Evangeliums vermittelt habe, bevor er in den Himmel aufgefahren sei. Im 5. Jahrhundert n. Chr. sei es dann zum Kampf zwischen den Gruppen gekommen, wobei die Nephiten völlig vernichtet worden seien. Die Lamaniten seien dafür von Gott mit einer dunklen Hautfarbe gestraft worden. Aus ihnen seien die Indianer hervorgegangen. Der letzte überlebende Nephit sei der Prophet Moroni gewesen, der die Geschichte auf Goldplatten in einer nur von ihm lesbaren Schrift aufgezeichnet hätte.

1823 soll Moroni Joseph Smith, jr. als Engel in Manchester (New York) erschienen sein, wo er Smith Hinweise übergab, wo diese Platten zu finden seien. Smith soll diese Platten 1827 in den Hügeln von Cumorah gefunden und mit Hilfe der Sehersteine Urim und Thummim ins Englische übersetzt haben, bevor er sie an Moroni habe zurückgeben müssen. Dieser Text bildet das eigentliche Buch Mormon.

Weitere Glaubensinhalte und Bezug zum Christentum

Im Laufe seines Lebens fasste Smith zudem 133 Offenbarungen in seinem mehrfach ergänzten und überarbeiteten Werk Lehre und Bündnisse zusammen. Darunter sind Anordnungen über die Kirchenorganisation und Lebensweisen wie die Regelungen zur Mehrfachehe und die Taufe Verstorbener in Form lebender Stellvertreter, um auch bereits Verstorbenen die Aufnahme in die Kirche und das Ewige Leben zu ermöglichen.

Smith kaufte eine Sammlung altägyptischer Papyri von einem Händler und veröffentlichte das Buch Abraham, in dem weitere Glaubenslehren enthalten sind, die eine Übersetzung der Papyri sein sollen. Neben diese Kirchenschriften treten Aufzeichnungen von Lehrgesprächen und Vorträgen Smiths als eine weitere Grundlage der heutigen mormonischen Religionsgemeinschaften.

Das Gottesbild fast aller mormonischen Glaubensrichtungen ist durch ein Nebeneinander von Gott, Jesus Christus und dem Heiligen Geist als verschiedene Personen geprägt sowie die Möglichkeit der Gläubigen, selbst über die Erlösung hinaus zu göttlicher Würde aufzusteigen, so wie „Gott einst ein Mensch“ gewesen sei. Kritiker werfen ihnen daher Polytheismus vor.

Das Gottesbild der zweitgrößten mormonischen Kirche, der Gemeinschaft Christi, entspricht jedoch im Kern dem seit der Spätantike geläufigen christlichen Gottesbild der Dreifaltigkeit. Sie verwendet auch das Kreuz als Symbol in ihrer Kirche, während die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage das Kreuz ablehnt.

Die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bezeichnen sich selbst entschieden als Christen und sehen sich selbst durch die Offenbarungen Joseph Smiths im Besitz der ursprünglichen christlichen Glaubensinhalte. Sie sind daher einer Wiederherstellungsbewegung zuzurechnen, die nach eigener Überzeugung ein Urchristentum bewahren.

Demgegenüber verweisen die großen christlichen Kirchen darauf, dass nach dem Neuen Testament die christlichen Glaubensgrundsätze mit Jesus Christus abgeschlossen seien und daher Neuoffenbarungen nicht möglich wären. Außerdem seien mormonische Überzeugungen zum Wesen Gottes mit der christlichen Vorstellung der Trinität und zur Erlösung durch die Gnade Gottes nicht mit christlichen Grundsätzen vereinbar.

Die mormonischen Kirchen – mit Ausnahme der Gemeinschaft Christi – haben auch nie das Bekenntnis von Nicäa anerkannt. Die großen christlichen Kirchen halten die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage daher nicht für eine christliche Religion, sondern für eine „eigenständige, synkretistische Neu-Religion“ und erkennen ihre Mitglieder nicht als getaufte Christen an. Im Gegensatz dazu wird die Taufe der Gemeinschaft Christi anerkannt. Diese Position vertreten die römisch-katholische Kirche, die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands, die Evangelisch-methodistische Kirche und die Presbyterian Church.

Dagegen hielten 2007 52 % der US-Amerikaner Mormonen für Christen, während 31 % dies verneinten.


Quellen

Seite „Mormonentum“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. Januar 2016, 20:13 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Mormonentum&oldid=150137344 (Abgerufen: 27. Mai 2016, 13:33 UTC)

Weblinks

Die Heiligen der letzten Tage

Die Gemeinschaft_Christi