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Der Theravada (Pali: Schule der Ältesten) ist die älteste noch existierende Schultradition des Buddhismus. Er führt seine Abstammung auf jene Mönchsgemeinde zurück, die zu den ersten Anhängern des Buddha gehörte.

Der Theravada ist heute vor allem in Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Kambodscha, Laos und teilweise auch in Vietnam und der VR China (in Yunnan) verbreitet.

Vom Mahayana wird er zum Hinayana (Sanskrit हीनयानhīnayāna, „minderes Fahrzeug“) gezählt, wobei diese Zuordnung vom Theravada selbst abgelehnt und als diskriminierend empfunden wird.

Entwicklung

Drei Monate nach dem Tod des Buddha traten seine Schüler in Rajagarha zum ersten Konzil zusammen, um den Dhamma und die Vinaya zu besprechen und gemäß den Unterweisungen des Buddha festzuhalten.

Die weitere Überlieferung erfolgte mündlich. Etwa 100 Jahre später fand in Vesali das zweite Konzil statt. Diskutiert wurden nun vor allem die Regeln der Mönchsgemeinschaft, da es bis dahin bereits zur Bildung verschiedener Gruppierungen mit unterschiedlichen Auslegungen der ursprünglichen Regeln gekommen war. Während des zweiten Konzils und den folgenden Zusammenkünften entstanden bis zu 18 verschiedene Schulen (Nikaya-Schulen) die sich auf unterschiedliche Weise auf die ursprünglichen Lehren des Buddha beriefen. Daneben formierte sich auch die Mahasanghika, die für Anpassungen der Regeln an die veränderten Umstände eintrat und als früher Vorläufer des Mahayana betrachtet werden kann.

Im 3. Jahrhundert v. Chr. trat in Pataliputra (heute Patna), unter der Schirmherrschaft des Königs Ashoka und dem Vorsitz des Mönchs Moggaliputta Tissa, das 3. Konzil zusammen. Ziel der Versammlung war es, sich wieder auf eine einheitliche buddhistische Lehre zu einigen. Häretiker sollten aus der Gemeinschaft ausgeschlossen und falsche Lehren widerlegt werden. Im Verlauf des Konzils wurde zu diesem Zweck das Buch Kathavatthu verfasst, das die philosophischen und scholastischen Abhandlungen zusammenfasste. Dieser Text wurde zum Kernstück des Abhidhammapitaka, einer philosophischen Textsammlung. Zusammen mit dem Suttapitaka, den niedergeschriebenen Lehrreden des Buddha, und dem Vinayapitaka, der Sammlung der Ordensregeln, bildet es das in Pali verfasste Tipitaka (sanskrit: Tripitaka, „Dreikorb“, auch „Pali-Kanon“), die älteste noch erhaltene große Zusammenfassung buddhistischen Schriftgutes in einer indischen Sprache.

Nur diese Schriften wurden vom Konzil als authentische Grundlagen der buddhistischen Lehre anerkannt, was die Spaltung der Mönchsgemeinschaft besiegelte. Während der Theravada, die Lehre der Älteren, sich auf die unveränderte Übernahme der ursprünglichen Lehren und Regeln einigte, legte die Mahasanghika keinen festgelegten Kanon von Schriften fest und nahm auch Schriften, deren Herkunft von Buddha nicht eindeutig nachgewiesen werden konnten, in ihre Lehren auf.

Seit der Niederschrift der Tipitaka während des dritten Konzils werden im Theravada ausschließlich dessen Texte als Grundlage der Lehre und der Regeln des Mönchslebens anerkannt.

Verbreitung

Nach dem Ende des 3. Konzils brachten Mahinda und Sanghamitta, Sohn und Tochter Ashokas, das Tipitaka nach Sri Lanka, wo der Text bis heute vollständig erhalten wurde. Sie wurden als Missionare auf die Insel gesandt und tatsächlich wurde der Theravada schon bald die Staatsreligion des Königreichs. Von Sri Lanka aus wurden in der Folge Missionare in das Gebiet des heutigen Myanmar, damals ein Königreich der Mon, geschickt. Überlieferungen datieren diese Missionierung auf die Zeit der Regentschaft König Ashokas, also das 3. Jahrhundert v. Chr. Gesichert ist das Auftreten des Theravada in dieser Region ab dem 5. Jahrhundert.

Von dort wurde er auch weiter östlich, im Gebiet des heutigen Thailands, verbreitet. Wiederum berichten Überlieferungen von frühen Missionaren des Ashoka, die nach Nakhon Pathom, einer der ältesten Städte Thailands und damals von Mon bewohnt, gekommen waren und von dort das Land bereisten. Funde belegen eine Verbreitung ab dem 6. Jahrhundert. Die Thai, die bereits seit dem 6. Jahrhundert aus dem südlichen China kommend nach Südostasien eingewandert waren, übernahmen den Theravada von der dort ansässigen Bevölkerung.

Als sie im 11. und 12. Jahrhundert schließlich in die Ebene Zentralthailands vordrangen und ihre ersten Königreiche, Sukhothai und später Ayutthaya gründeten, war der Theravada Staatsreligion. Zugleich übernahmen auch die Bewohner des Reiches um Luang Prabang, also dem heutigen Laos, diesen Glauben. Im 13. Jahrhundert bestieg Srindravarman (regierte 1295–1309) den Thron des Khmer-Königreiches Kambuja (heute Kambodscha). Er war der erste der Könige von Angkor, der Anhänger des Theravada war. Zwar verlor Kambuja mit und nach ihm zusehends an Macht und Einfluss, der Theravada ist aber seither auch in Kambodscha und dem südlichen Vietnam die am weitesten verbreitete Religion.

Gegenwärtig bekennen sich etwa 80 % der Einwohner Sri Lankas, 89 % der Burmesen, 94 % der Thailänder, 60 % der Laoten und 95 % der Kambodschaner zum Theravada. Daneben gibt es Anhänger in Vietnam und in Südwest-China (Yunnan). In Indien nimmt die Zahl der Theravada-Buddhisten nicht zuletzt durch eine Bewegung unter den Dalit, den „Unberührbaren“, wieder zu, die in der Konversion zum Buddhismus einen Weg fanden, der Diskriminierung durch das Kastensystem zu entgehen.

 


Quellen

Seite „Theravada“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. Februar 2016, 15:45 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Theravada&oldid=151829688 (Abgerufen: 30. Mai 2016, 19:34 UTC)