Der Begriff Unitarismus (zu lat. unitas „Einheit“) bezeichnet einerseits eine aus der radikalen Reformation stammende theologische Auffassung, die die Trinitätslehre und die Göttlichkeit Jesu ablehnt, und andererseits eine historisch aus dieser theologischen Auffassung entstandene religiöse Bewegung. Die unitarische religiöse Bewegung besteht heute sowohl aus theistischen, insbesondere christlichen Gemeinschaften, die an der namensgebenden nicht-trinitären Gottesvorstellung festhalten, als auch aus Gemeinschaften, die explizit für Atheisten und Agnostiker offen sind. Trotz dieser Diversität in der Glaubensvorstellung sind die meisten unitarische Gemeinschaften in einem gemeinsamen internationalen Dachverband, dem International Council of Unitarians and Universalists (ICUU, deutsch: Internationaler Rat der Unitarier und Universalisten), vertreten.
Eine Gemeinsamkeit, die die verschiedenen unitarischen Gemeinschaften teilen, ist, dass sie Gewissensfreiheit und eigenständiges Denken über religiöse Dogmen stellen.
Die weltweit größte unitarische Gemeinschaft ist die Unitarian Universalist Association (UUA), die 1961 aus einem Zusammenschluss nordamerikanischer Unitarier und Universalisten entstanden ist. Die UUA hat keine für ihre Mitglieder verbindliche Glaubensaussage, sondern zeichnet sich aus durch die Unterstützung für spirituelles Wachstum sowie das Einstehen für eine freie und verantwortliche Suche nach Wahrheit und Sinn. Dadurch finden sich bei der UUA neben Theisten auch Atheisten, Agnostiker, Pantheisten und Deisten, neben christlichen Unitariern auch Humanisten, Buddhisten und Neopaganisten (Neuheidentum).
Die zweitgrößte unitarische Gemeinschaft ist die Unitarische Kirche Siebenbürgen, die sich anders als die UUA weiterhin als christlich identifiziert, da sie Jesus als Lehrer und Propheten anerkennt, sich aber durch ihre nicht-trinitäre Gottesauffassung und ihre Ablehnung religiöser Dogmen von vielen anderen christlichen Kirchen unterscheidet.
Im deutschsprachigen Raum ist die größte unitarische Gemeinschaft die Unitarier – Religionsgemeinschaft freien Glaubens, die historisch auf die freireligiöse Bewegung zurückgeht und nach ihrem Selbstverständnis eine freiheitliche, nicht-christliche, pantheistische und humanistische Religionsgemeinschaft ist. Des Weiteren gibt es im deutschsprachigen Raum die Unitarische Freie Religionsgemeinde in Frankfurt am Main, die Unitarische Kirche Berlin sowie das Unitarisch-Universalistische Forum in Österreich.
Unitarische Glaubensgemeinschaften finden sich heute weltweit. In Europa sind Unitarier vor allem in Rumänien (Siebenbürgen), Ungarn, Großbritannien und Deutschland beheimatet. Darüber hinaus sind die niederländischen Freisinnigen Mitglied des Unitarisch-Universialistischen Weltverbundes. In Nordamerika leben die meisten Unitarier im Nordosten der USA. Ein erstes Zentrum des amerikanischen Unitarismus war Neuengland.
Der 1995 gegründet International Council of Unitarians and Universalists (ICUU, deutsch: Internationaler Rat der Unitarier und Universalisten) hat Mitgliedsgruppen in Europa, Afrika, Nordamerika, Südamerika, Asien und Ozeanien. Ziel des ICUU ist es, sämtliche Richtungen der Unitarier und Universalisten zusammenzufassen.
Quellen
Seite „Unitarismus (Religion)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. Mai 2016, 19:28 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Unitarismus_(Religion)&oldid=154635456 (Abgerufen: 31. Mai 2016, 14:38 UTC)
Weblinks