Aleviten oder (türkisch Alevî, kurdisch und zazaisch Elewî; aus arabisch عَلَوِیُّون für „Anhänger Alis“) sind Mitglieder einer vorwiegend in der Türkei beheimateten islamischen Glaubensrichtung, die auf das 13./14. Jahrhundert zurückgeht und mit dem Zuzug von turkmenischen Stämmen nach Anatolien entstand.
Eine Beziehung zum schiitischen Islam lässt sich über Ismail I. herstellen. Die Mehrheit der für Sunniten und Schiiten geltenden Verbote und Gebote aus dem Koran werden von den Aleviten nicht befolgt. Die Konfession bzw. Religion an sich wird als Alevitentum oder seltener Alevismus bezeichnet. Aleviten wurden früher, insbesondere im historischen Kontext der Geschichte des 15. und 16. Jahrhunderts, als Kizilbasch (Kızılbaş) bezeichnet. Diese Bezeichnung ist heute eher außer Gebrauch gekommen.
Diese türkischen Aleviten sind nicht identisch mit den gleichnamigen (jedoch in ausländischen Medien anders transkribierten) Alawiten in Syrien, die in der Türkei auch „Arabische Aleviten“ genannt werden und früher als Nusairier bezeichnet wurden. Das Wort alevî kann im Türkischen als Synonym zu Schiit angesehen werden, bezeichnet meist aber, und im nichttürkischen Schrifttum so gut wie ausschließlich, die im vorstehenden Absatz dargestellte Gruppe.
Verbreitung
Die Anzahl der Aleviten ist nicht exakt feststellbar, da keine verlässlichen Zahlenangaben vorliegen und viele Aleviten sich nicht öffentlich zu ihrem Glauben bekennen. Zudem wurden einige Aleviten assimiliert. Trotz der universalistischen Rhetorik kennen alevitische Gemeinschaften nicht die Möglichkeit der Konversion zum Alevitentum.
Die etwaige Zahl reicht von weniger als 10 Millionen bis 25 Millionen weltweit. Alevitische Gemeinden sind in Zentralanatolien sowie in Thrakien konzentriert. Die einzige Provinz innerhalb der Türkei mit einer alevitischen Mehrheit ist Tunceli (früher als Dersim bekannt). Insgesamt gibt es 4382 türkische Orte, in denen Aleviten mehr als 50 % der Bevölkerung stellen: Davon sind 3929 Dörfer, 334 konfessionell gemischte Dörfer, 92 Städte, 16 konfessionell gemischte Städte, 9 alevitische Kreishauptstädte und 2 alevitische Provinzhauptstädte. Von den geschätzt 12,5 Millionen Aleviten wurden 2,9 Millionen assimiliert.
Beginnend in den 1960er Jahren sind viele ländliche Aleviten in die großen Städte der westlichen und südlichen Türkei – sowie nach Westeuropa – ausgewandert und sind daher stark urbanisiert. Die Federation of Alevite Unions in Europe bildet eine alevitische Interessenvertretung in Europa.
Allgemeine Glaubensinhalte
Der alevitische Glaube ersetzt die sogenannte Allah-Mohammed-Beziehung des Sunnitentums durch die Allah-Mohammed-Ali-Philosophie. So wird beim alevitischen Glaubensbekenntnis an die Schahāda das علي ولي الله / ʿAlīy walīyu ’llāh(i) / ‚Ali ist der Freund Gottes‘ hinzugefügt und viel über die Beziehung dieser Drei gesungen. Jedoch stellt letztere keine Trinität wie die des Christentums dar, sondern vermittelt vielmehr eine mystische Lehre.
Das Ziel des Lebens im Alevitentum ist es, die Erleuchtung bzw. Vollkommenheit, den sogenannten Al-Insān al-Kāmil, zu erreichen. Diesen erreiche man, wenn man sich an die Regeln der 4 Tore, 40 Pforten, die vom Koran inspiriert wurden, hält und dabei Nächstenliebe, Geduld, Bescheidenheit und andere gute Werte zeigt und im öffentlichen Leben anwendet.
Quellen
Seite „Aleviten“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. Mai 2016, 07:15 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Aleviten&oldid=154446822 (Abgerufen: 3. Juni 2016, 16:50 UTC)
Bildernachweis
Symbol: gemeinfrei
Karte:
Qizilbash at
Danish Wikipedia [
CC BY-SA 3.0],
via Wikimedia Commons