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Theokratie (griechisch θεοκρατία, von θεός, theós – Gott und κρατεῖν, krateín – herrschen) ist eine Herrschaftsform, bei der die Staatsgewalt allein religiös legitimiert und von einer (in der Sicht der Anhänger der Staatsreligion) göttlich erwählten Person (gottberufener Prophet, gottbegnadeter König usw.), einer Priesterschaft (Klerus) oder sakralen Institution (Hierokratie) auf der Grundlage religiöser Prinzipien ausgeübt wird.

Ein auf der Theokratie basierender Staat wird auch als Gottesstaat bezeichnet.

Westliche Staaten strebten seit der Aufklärung eine Trennung zwischen Staat und Religion an. Manche versuchen sogar explizit einen Laizismus zu vertreten, was aber nicht selten fundamentalistische Gegenreaktionen ausgelöst hat.

Theokratien heute

Islamische Republik Iran

Ein Beispiel für eine Theokratie in der heutigen Zeit ist die 1979 gegründete Islamische Republik Iran, die den Anspruch erhebt, eine Theokratie zu sein. Gleichwohl enthält das politische System des Iran pseudodemokratische Elemente.

So ist es nach der Verfassung zwar möglich, dass der direkt vom Volk gewählte Expertenrat den Führer abwählt. Zu bedenken ist aber, dass die zur Wahl zugelassenen Kandidaten nur Mullahs mit mindestens dem religiösen Titel Hodschatoleslam, die nach Art 109 der Verfassung zur politischen und gesellschaftlichen Führung geeignet sind und die Fähigkeit zur Erteilung von Rechtsgutachten (Idschtihād) haben, sein können. Faktisch dürfte die Abwahl des Führers eine rein akademische Frage darstellen, da der Führer die Hälfte des Wächterrats bestimmt und dieser die Vorauswahl der Kandidaten des Expertenrates vornimmt.

Staat Vatikanstadt

Der Staat Vatikanstadt wird als Theokratie bezeichnet, da er eine eindeutige Priesterherrschaft ist. Als Angleichung an die Rechtspraxis moderner Verfassungsstaaten verfügt der Vatikanstaat seit seiner Gründung 1929 über ein Grundgesetz, das im Jahr 2000 erneuert wurde

Dennoch subsumiert man den Vatikan nicht auf Anhieb unter dem Begriff der Theokratien, weil die päpstliche Herrschaft in einer für Theokratien unüblich erscheinenden pragmatischen Weise damit begründet wird, dass er für die Freiheit der Kirche (insbesondere von weltlichen Machthabern) eine kleine souveräne territoriale Basis benötige. Insofern der Vatikanstaat unter der Herrschaft von Geistlichen steht, steht er eher in der Erbschaft der Fürstbistümer feudaler Zeiten und natürlich des Kirchenstaates; wobei er wie dieser, und im Unterschied zu jenen keinen Lehnsherren über sich hat.


Quellen

Seite „Theokratie“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 4. April 2016, 13:37 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Theokratie&oldid=153160845 (Abgerufen: 1. Juni 2016, 06:26 UTC)

Bildernachweis

Karte von BlankMap-World6,_compact.svg: Canuckguy et al.derivative work: Carnby [Public domain], via Wikimedia Commons  

AWeltkarte mit Theokratienttps://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/fd/Theocratic_republics.svg/320px-Theocratic_republics.svg.png

Theokratische Republiken heute (Rot), teilweise theokratische Republiken (Orange), Republiken mit Staatsreligion (Blau), Republiken mit besonderer Anerkennung einer bestimmten Religion (Grün)